Stellungnahme des Moorbündnis Greifswald zum Bauantrag “Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses mit Tiefgarage Stralsunder Straße 47/ Ecke An der Bleiche“
Der Stadt Greifswald liegt ein Bauantrag für einen Neubau in der Stralsunder Straße vor: Am Ufer des Rycks soll, in direkter Nachbarschaft zum Moor im Steinbecker Polder, ein großes Wohn- und Geschäftsgebäude mit Tiefgarage gebaut werden. Das Moorbündnis kritisiert den Antrag scharf. Bereits Mitte August soll der Hauptausschuss der Bürgerschaft dazu das gemeindliche Einvernehmen erteilen. Aus Sicht von Klima- und Moorschutz müssen wesentliche Fragen geklärt werden, bevor dem Bauantrag zugestimmt werden kann.
Das Bauvorhaben an der Stralsunder Straße 47 liegt in moorigem Gebiet und in direkter Nähe zu den entwässerten Moorflächen des Steinbecker Polders. Für den Bau des Gebäudes und seiner Tiefgarage und die dafür notwendige Baugrube muss der Grundwasserspiegel dauerhaft abgesenkt werden. Von negativen Auswirkungen auf das bereits geschädigte Moor des Steinbecker Polders ist auszugehen. Nasse Moore speichern CO 2 , trockengelegte Moore tragen zum Klimawandel bei. Es ist unklar, ob das Grundstück selbst nicht ebenso auf Moorboden liegt. Hier würde der Aushub dieses Bodens den dort gespeicherten Kohlenstoff als klimaschädliches CO 2 freisetzen. Zusätzlich würde das überstürzte Bauvorhaben die Wiedervernässung des Polders erschweren. Moorschutz ist ohne große Einschränkungen für den Menschen möglich. Der Mensch hingegen trägt die Verantwortung für den Moor- und damit auch für den Klimaschutz. Wird der Moorschutz bei der Bauplanung jedoch nicht angemessen berücksichtigt, sind Konflikte vorprogrammiert.
„Der geplante Bau einer Tiefgarage und jede andere Ausschachtung, die die Absenkung des Grundwasserspiegels sowie den Aushub von Moorboden (Torf) erfordert, sind aus Klimaschutzsicht nicht akzeptabel!“ sagt Katharina Laage, die Sprecherin des Bündnisses. Die Stadt hat sich mit dem Integrierten Klimaschutzkonzept ambitionierte Klimaschutzziele gegeben, für deren Erreichen die Notwendigkeit der Wiedervernässung der Moore anerkannt wird. Landwirtschaftsminister Till Backhaus hat erst am vergangenen Dienstag die Wichtigkeit von Moorwiedervernässung im Land betont und als Strategie zur Erreichung der verpflichtenden Pariser Klimaschutzziele vorgegeben. Zusätzlich sieht der kürzlich erstellte Masterplan Steinbecker Vorstadt vor, dass die Bebauung die Wiedervernässung des Moores nicht beeinträchtigen darf. „Die Stadt will als Vorreiterin in Klimaschutz und Nachhaltigkeit ernst genommen werden und hat sich für den Nachhaltigkeitspreis 2020 beworben. Dann darf sie Klima- und Moorschutz nicht für ein fragwürdiges Bauvorhaben riskieren und die Vorgaben des Masterplans ignorieren“, so Katharina Laage vom Moorbündnis. „Wir sagen: Kein gemeindliches Einvernehmen ohne die vorherige Klärung der Boden- und Grundwasserverhältnisse im Gebiet der Steinbecker Vorstadt.“
Das Greifswalder Moorbündnis fordert daher zur Wahrung wichtiger öffentlicher Klimaschutz-Belange VOR Erteilung eines gemeindlichen Einvernehmens:
- Eine Sicherstellung, dass eine Wiedervernässung des Steinbecker Polders auch mit dem geplanten Bau in Zukunft uneingeschränkt garantiert bleibt
a. Dafür ist ein hydrologisches Gutachten zum gesamten Gebiet Steinbecker Vorstadt und Polder westlich der Stralsunder Straße notwendig. - Eine Bebauung darf nur stattfinden, wenn der Baugrund KEIN Torf ist bzw. kein Torfkörper als Aushub beschädigt oder entnommen wird
a. Ohne Bodengutachten keine Entscheidung über Bauantrag